Themen dieses Blogartikels:
Einführung
Migräne: Ursachen, Symptome & Abhilfe
Wir alle kennen wohl mindestens eine Person in unserem Umfeld, die an Migräne leidet. Das ist zumindest sehr wahrscheinlich, denn einer Statistik des RKI aus dem Jahr 2020 zufolge erfüllen 14,8 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer in Deutschland alle Kriterien einer Migräne1.
Kein Wunder also, dass dieses Thema immer wieder in Zeitschriften, auf Social Media oder auch im Bekanntenkreis aufkommt – erschreckend ist jedoch, wie schlecht über diese Erkrankung bisher aufgeklärt wird.
Das ändern wir heute: In diesem Beitrag erfährst du mehr über die Erkrankung Migräne, ihre Erscheinungsformen und Möglichkeiten der Behandlung sowie die Migräne-Vorbeugung.
Vorab noch eine wichtige Information: Dieser Beitrag dient nicht als Ersatz für eine medizinische Beratung, er soll lediglich eine Quelle der Information darstellen.
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Inhaltsverzeichnis
• Was ist Migräne?
• Migräne: Symptome
• Migräne-Ursachen und Trigger: Genetik, hormonelle Schwankungen, Umweltfaktoren
• Was tun bei Migräne?
• Können Nahrungsergänzungsmittel bei Migräne helfen?
• Magnesium gegen Migräne?
• Coenzym Q10 & Vitamin B2
• Was hilft gegen Migräne noch?
• Wie kannst du Migräne vorbeugen?
• Fazit: Migräne ganzheitlich angehen und vorbeugen
• Literaturverzeichnis
Was ist Migräne?
Migräne und Kopfschmerzen werden oft gleichgesetzt und heruntergespielt – zu Unrecht! Tatsächlich ist der typisch pulsierende, einseitige Migräne-Kopfschmerz nur ein Symptom von vielen. Im Gegensatz zu normalen Kopfschmerzen (zum Beispiel Spannungskopfschmerzen) ist die Ursache der Migräne diffuser und das Krankheitsbild schwerer.
Betroffene haben wiederkehrende Migräne-Attacken, auch Migräne-Anfälle genannt. Die Frequenz und Ausprägung unterscheiden sich dabei von Person zu Person, die Dauer einer Attacke liegt typischerweise zwischen 4 und 72 Stunden.
Migräne: Symptome
Bei Migräne unterscheidet man zwischen Migräne mit und ohne Aura. Die klassische Migräne ohne Aura zeigt sich neben Kopfschmerzen zusätzlich durch Übelkeit, Erbrechen, Geräuschempfindlichkeit und Lichtempfindlichkeit. Nicht bei allen Personen müssen jedoch alle Symptome auftreten.
Bei Migräne mit Aura treten zusätzlich neurologische Symptome auf. Dazu zählen zwischenzeitliche Halbseitenlähmungen, Sprachstörungen und Parästhesien, das sind Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit. Auch Sehblitze oder Flimmern spricht für Migräne mit Aura.
Zusätzlich kann man weiter differenzieren und die Migräne als vestibuläre Migräne oder auch menstruelle Migräne bezeichnen. Bei vestibulärer Migräne sind Schwindel und eine gewisse Desorientiertheit besonders ausgeprägt. Menstruelle Migräne tritt meist in Zusammenhang mit der Periode bei weiblichen Betroffenen auf.
Jede Person, die von Migräne betroffen ist, hat sich sicher oft gefragt: "Warum ich?" Die Ursachen von Migräne sind tatsächlich vielfältig, genauso wie die Trigger einer Migräneattacke.
Migräne-Ursachen und Trigger: Genetik, hormonelle Schwankungen, Umweltfaktoren
Die Ursachen der Migräne sind nicht vollends geklärt und wahrscheinlich sehr verschieden. Man vermutet eine genetische Komponente und einen Einfluss von Hormonen. Das ist wahrscheinlich, da Frauen deutlich häufiger Migräne-Patienten sind als Männer. Den größten Einfluss hat aber vermutlich die Umwelt, also Ernährungsgewohnheiten, Stress, Traumata, emotionale Geschehnisse wie eine Trennung der Eltern oder der Tod eines Verwandten und vieles mehr.
Was du dich aber bestimmt ebenfalls fragst: Was passiert bei einer Migräne eigentlich, dass es zu so gravierenden Symptomen kommt? Auch hier ist sich die Wissenschaft nicht komplett einig.
So viel ist aber klar: Migräne ist eine Erkrankung, bei der es zu einer Fehlregulation der Schmerzempfindung und zu einer Entzündung kommt. Vermutlich geht eine Attacke vom sogenannten Migränezentrum im Hirnstamm aus. Die sich hier befindenden Neurone sind überaktiv und führen dann über Hirnnerven zur genannten Fehlregulation. An den beteiligten Blutgefäßen der Hirnhäute werden Transmitter und Neuropeptide ausgeschüttet, die eine Gefäßweitstellung sowie Einwanderung von Entzündungszellen und Flüssigkeit ins Gewebe verursachen. Es entstehen lokale Entzündungen, die Schmerzen verstärken sich weiter.
Solche Attacken kommen meist jedoch nicht aus dem Nichts, sondern kündigen sich an. Auslöser sind sogenannte Trigger.
Häufige Trigger sind Schlafmangel, Stress, ein veränderter Koffeinkonsum, ungesunde Ernährung, grelle Lichter, laute Geräusche, Wetterumschläge und hormonelle Veränderungen, zum Beispiel im Falle der menstruellen Migräne. Bei histaminsensitiven Personen mit Migräne kann auch eine vermehrte Histaminzufuhr einen Migräneanfall auslösen. Ähnlich verhält es sich mit Glutamat, Aspartat und Nitrit.
Was kann dir denn nun dabei helfen, wenn du akut Migräne hast oder der nächsten Migräne zuvorkommen möchtest?
Was tun bei Migräne?
Das wohl Einfachste, was du unternehmen kannst, ist das Führen eines Migräne-Tagebuchs. Dies gibt Hinweise auf potenzielle Trigger, die du fortan meiden solltest, um Migräneattacken zu verhindern. Weiterhin ist es grundsätzlich förderlich, Stress möglichst zu meiden und eine konstante Ernährungsweise zu verfolgen.
Sonst gibt es eine Menge Theorien, Leitfäden und Anweisungen, wie sich Betroffene zu verhalten haben und was sie einnehmen sollten. Ob und wann Schmerzmittel sinnvoll sind, welche Lebensmittel ein No-Go sind und ob Kaffee gut oder schlecht ist – die Meinungen scheiden sich. Wir möchten uns heute besonders auf einen Aspekt konzentrieren: den Einfluss von Supplements auf Migräne.
Können Nahrungsergänzungsmittel bei Migräne helfen?
Die Meinungen zur Nahrungsergänzung teilen sich: Die einen schwören drauf, die anderen halten nichts von Supplementierung. Wo auch immer du stehst, heute wollen wir uns ansehen, ob und was sie können, wenn's um Migräne geht.
Magnesium gegen Migräne?
Einige Betroffene schwören auf Magnesium bei Migräne und auch Studien haben sich damit beschäftigt.
Tatsächlich gründet die Vermutung, Magnesium helfe bei Migräne darauf, dass Magnesiumlevel bei Migränepatienten oftmals niedriger sind als bei Kontrollgruppen2,3. Das führt unter Umständen zu einer konstanten Überaktivierung durch vermehrte Glutamatausschüttung sowie zu einer Neigung zu Entzündungen des Nervensystems4. Studien zur Einnahme kommen zu gemischten Ergebnissen bezüglich der Wirkung von Magnesium bei Migräne.
So zeigt eine Studie mit 81 Patienten5, dass es durch die Einnahme von 600 mg Magnesiumdicitrat über 12 Wochen hinweg zu einer Reduktion der Attackenfrequenz von 41,6 Prozent in der Magnesiumgruppe kam. In der Kontrollgruppe kam es zu einer Reduktion von 15,8 Prozent. Damit erwies sich die Einnahme von Magnesium als hilfreich in Bezug auf die Frequenzreduktion.
Eine andere Arbeit aus dem Jahr 20196 beleuchtete die Sachlage etwas anders. Laut dieser Analyse mit etwas über 90 Patienten ging hervor, dass es weder zu einer signifikanten Reduktion der Frequenz noch der Stärke kam. Weitere Studien seien laut dieser Analyse nötig, um Aussagen über die Wirksamkeit zu treffen.
Eine größere Analyse mit 11 untersuchten Studien zu intravenösem Magnesium und 10 Studien zu oralem Magnesium hatte wiederum Positives zu berichten7. Nicht nur die Frequenz, sondern auch die Intensität konnte mit der oralen Gabe von Magnesium verbessert werden – und auch intravenöses Magnesium bei akuter Migräne wies vielversprechende Ergebnisse auf.
Alles in allem ist sich auch die Wissenschaft nicht einig, es gibt jedoch eine Tendenz dazu, Magnesium eine positive Wirkung zuzuschreiben. In Zukunft folgen hoffentlich weitere, größere und aussagekräftigere Studien.
Coenzym Q10 & Vitamin B2
Coenzym Q10 und Vitamin B2 (Riboflavin) sind beides Stoffe mit antioxidativer Kapazität, das bedeutet, sie können dazu beitragen, oxidativen Stress deiner Zellen zu reduzieren. Beide kommen besonders innerhalb der Mitochondrien vor – Coenzym Q10 ist ein Cofaktor in der Atmungskette und Riboflavin ist Teil eines Reduktionsäquivalents des Energiestoffwechsels. Das sind grob gesagt körpereigene Antioxidantien.
Grundlage für die Annahme, diese beiden Antioxidantien können bei Migräne helfen, ist die Beobachtung, dass Migränepatienten meist erhöhte Level an oxidativem Stress beziehungsweise eine niedrigere antioxidative Kapazität aufweisen8. Und tatsächlich: Es gibt Hinweise auf den Nutzen von Coenzym Q10 und Vitamin B2.
Eine Meta-Analyse zum Einsatz von Coenzym Q10 mit 371 eingeschlossenen Patienten9 kommt beispielsweise zur Schlussfolgerung, dass Coenzym ähnlich wie Magnesium die Frequenz der Migräneattacken. Auch auf die Länge einer Migräneattacke hatte Coenzym Q10 in dieser Analyse einen kleinen, aber signifikanten Einfluss.
Bezüglich Riboflavin beschreiben ebenfalls ein paar Studien einen positiven Effekt. So zeigte eine Meta-Analyse mit insgesamt 673 Teilnehmern, dass eine dreimonatige Einnahme von 400 mg Vitamin B2 pro Tag mit einer signifikanten Verbesserung der Dauer, Frequenz und der erlebten Schmerzen einherging (10).
Sowohl bei Coenzym Q10 als auch bei Riboflavin gilt:
Insgesamt gibt es momentan noch recht wenige Studien beziehungsweise Analysen, die den Einfluss dieser Mikronährstoffe auf Migräne untersuchen. Daher kann auch keine eindeutige Empfehlung getätigt werden. Fest steht allerdings, dass es beide Stoffe aufgrund der geringen Nebenwirkungen und der guten Verträglichkeit definitiv wert sind, sie ein paar Monate in vergleichbarer Dosis auszuprobieren.
Was hilft gegen Migräne noch?
Neben der Nahrungsergänzung werfen wir nochmal einen schnellen Blick auf andere Hilfsmittel bei Migräne. Besonders Entspannungstechniken wie Meditation oder autogenes Training sowie ausreichend Schlaf sind wichtig beim Kampf gegen Migräne. Akupunktur, Osteopathie oder Physiotherapie können auch hilfreich sein.
Noch viel wichtiger, als akut etwas einzunehmen oder zu tun, kann eine passende Routine zur Vorbeugung sein. Wie diese aussehen kann?
Wie kannst du Migräne vorbeugen?
Regelmäßige Akupunktur- oder Osteopathie-Sessions sowie Entspannungstechniken und Schlaf gehören natürlich auch zur Vorbeugung dazu – wie übrigens auch die meisten Mikronährstoffe, die weiter oben vorgestellt wurden. Was weiterhin wichtig ist, ist wie eigentlich immer eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und viel Flüssigkeit. Gesunde Ernährung bedeutet in diesem Falle natürlich auch den Verzicht auf Lebensmittel, die Trigger darstellen.
Fazit
Migräne ganzheitlich angehen und vorbeugen
Am Ende gilt: Jeder von uns ist anders. Was für die eine Person Wunder wirkt, hilft dem anderen vielleicht überhaupt nicht. Höre also auf deinen Körper, um deine ganz persönliche Routine sowohl in der Vorbeugung als auch im Akutfall zu finden.
In jedem Fall kann es hilfreich sein, auf ganzheitliche und nicht-medikamentöse Methoden wie Nahrungsergänzung, Osteopathie oder Akupunktur zurückzugreifen und so einer Migräneattacke möglichst ganzheitlich zu begegnen und den eigenen Körper zu unterstützen.
Literaturverzeichnis
1 Porst, M., Wengler, A., Leddin, J., Neuhauser, H., Katsarava, Z., von der Lippe, E., Anton, A., Ziese, T., & Rommel, A. (2020). Migräne und Spannungskopfschmerz in Deutschland. Prävalenz und Erkrankungsschwere im Rahmen der Krankheitslast-Studie BURDEN 2020. https://doi.org/10.25646/6988.2
2 Gallai, V., Sarchielli, P., Coata, G., Firenze, C., Morucci, P., & Abbritti, G. (1992). Serum and salivary magnesium levels in migraine. Results in a group of juvenile patients. Headache, 32(3), 132–135. https://doi.org/10.1111/j.1526- 4610.1992.hed3203132.x
3 Gallai, V., Sarchielli, P., Morucci, P., & Abbritti, G. (1993). Red blood cell magnesium levels in migraine patients. Cephalalgia : an international journal of headache, 13(2), 94–73. https://doi.org/10.1046/j.1468-2982.1993.1302094.x
4 Maier, J. A. M., Locatelli, L., Fedele, G., Cazzaniga, A., & Mazur, A. (2022). Magnesium and the Brain: A Focus on Neuroinflammation and Neurodegeneration. International journal of molecular sciences, 24(1), 223. https://doi.org/10.3390/ijms24010223
5 Peikert, A., Wilimzig, C., Köhne-Volland, R. (1996). Prophylaxis of Migraine with Oral Magnesium: Results From A Prospective, Multi-Center, Placebo-Controlled and Double-Blind Randomized Study. Cephalalgia, 16(4), 257-263. doi:10.1046/j.1468-2982.1996.1604257.x
6 Okoli, G. N., Rabbani, R., Kashani, H. H., Wierzbowski, A. K., Neilson, C., Mansouri, B., Zarychanski, R., & Abou- Setta, A. M. (2019). Vitamins and Minerals for Migraine Prophylaxis: A Systematic Review and Meta-analysis. The Canadian journal of neurological sciences. Le journal canadien des sciences neurologiques, 46(2), 224–233. https://doi.org/10.1017/cjn.2018.394
7 Chiu, H. Y., Yeh, T. H., Huang, Y. C., & Chen, P. Y. (2016). Effects of Intravenous and Oral Magnesium on Reducing Migraine: A Meta-analysis of Randomized Controlled Trials. Pain physician, 19(1), E97–E112.
8 Malkki, H. (2015). Chronic migraine linked to reduced antioxidant capacity. Nat Rev Neurol, 11, 426. https://doi.org/10.1038/nrneurol.2015.125
9 Sazali, S., Badrin, S., Norhayati, M. N., & Idris, N. S. (2021). Coenzyme Q10 supplementation for prophylaxis in adult patients with migraine-a meta-analysis. BMJ open, 11(1), e039358. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2020-039358#
10 Chen, Y. S., Lee, H. F., Tsai, C. H., Hsu, Y. Y., Fang, C. J., Chen, C. J., Hung, Y. H., & Hu, F. W. (2022). Effect of Vitamin B2 supplementation on migraine prophylaxis: a systematic review and meta-analysis. Nutritional neuroscience, 25(9), 1801–1812. https://doi.org/10.1080/1028415X.2021.1904542