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Nattokinase: Wirkung & Wissenswertes über das Enzym

In Japan ist schon lange bekannt, dass Nattokinase sich positiv auf das Wohlbefinden auswirkt. Wir stellen dir das Enzym Nattokinase vor, verraten dir, was Nattokinase mit Sojabohnen zu tun hat und sehen uns anhand von Studien an, welche Wirkung es im Körper hat.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

In Japan ist schon lange bekannt, dass Nattokinase sich positiv auf das Wohlbefinden auswirkt. In Deutschland kennen dagegen viele das Enzym für Blutgerinnung, das Herz-Kreislauf-System und Bluthochdruck überhaupt nicht. Mit diesem Artikel wollen wir das ändern: Wir stellen dir das Enzym Nattokinase vor, verraten dir, was Nattokinase mit Sojabohnen zu tun hat und sehen uns anhand von Studien an, welche Wirkung es im Körper hat.

Disclaimer: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung, sondern stellt allgemeine Informationen bereit. Ein Therapiekonzept muss in Absprache mit einem Arzt oder Therapeuten erstellt werden.

Was ist Nattokinase?

Nattokinase ist ein Enzym, das seinen Namen dem japanischen Gericht Natto zu verdanken hat. Für das Natto werden Sojabohnen gekocht und mit bestimmten Bakterien fermentiert, die während ihrer Arbeit Nattokinase produzieren. In Japan gilt der Verzehr von Natto, in dem übrigens noch weitere gute Enzyme stecken, als positiv für das Wohlbefinden und soll etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen gut für den Körper sein.

Kinase vs. Protease

Anders als der Name vermuten lässt, gehört das Enzym Nattokinase nicht zur Enzymklasse der Kinasen, sondern zu den Proteasen. Diese sind dafür zuständig, Proteine zu spalten. Die Nattokinase spaltet beispielsweise Fibrin, genauer gesagt die Fibrinpolymere, die sich bei der Blutgerinnung bilden. Deshalb werden Nattokinase und ähnliche Enzyme oft als natürliche Blutverdünner bezeichnet. Ob das stimmt, sehen wir uns in diesem Artikel im Detail an.

Nattokinase wird aus fermentierten Sojabohnen gewonnen

Wie wirkt Nattokinase im Körper?

Nattokinase ist als Protease speziell für die Spaltung von Fibrin verantwortlich. Sie aktiviert aber auch den Tissue Plasminogen Activator (tPA), der wiederum Plasminogen zum aktiven gerinnselauflösenden Plasmin spaltet¹. Alles in allem hat Nattokinase potentielle fibrinolytische und thrombolytische Wirkungen. Das bedeutet: Nattokinase hat möglicherweise die Fähigkeit, Blutgerinnsel aufzulösen und deckt damit ein großes Spektrum verschiedener Anwendungsbereiche ab.

So wirkt Nattokinase auf die Blutgerinnung

Dass Nattokinase die Blutgerinnung beeinflusst, liegt aufgrund seiner Funktion nahe. Werfen wir einen Blick darauf, was Forscher in Studien zum Thema Blutgerinnung und Nattokinase herausgefunden haben:

Eine doppelblinde, randomisierte, placebo-kontrollierte Interventionsstudie von 2015 im Magazin Scientific Reports zeigte, wie stark die fibrinolytische Wirkung nach einmaliger Gabe von 2.000 fibrinolytischen Einheiten (FU) war². Das Ergebnis: Schon mit der einmaligen Dosis kam es nach etwa sechs Stunden zu einer signifikanten Erhöhung der Fibrinabbauprodukte, die anzeigen, dass eine enzymatischen Spaltung erfolgte. Außerdem war der Parameter D-Dimer nach vier und acht Stunden erhöht. Das D-Dimer deutet ebenfalls darauf hin, dass es zu einer Auflösung von Fibrinpolymeren kam. Antithrombin-Konzentrationen waren außerdem ebenfalls signifikant erhöht.

Dieses Ergebnis spricht für eine deutliche Änderung nach der Einnahme von Nattokinase, die dennoch im normalen Bereich lag. Das ist wichtig zu wissen, denn eine abnormale Änderung ginge vermutlich mit einem starken Nebenwirkungsprofil einher. Es lässt sich also vermuten, dass Nattokinase eine gewisse Blutverdünnung verursacht, die sich allerdings in einem gesunden Bereich bewegt.

Wirkung von Nattokinase bei Entzündungen

Inflammation, beziehungsweise chronische Entzündungen, spielen eine Rolle bei der Entstehung vieler Erkrankungen. Auch kardiovaskuläre Krankheiten wie Atherosklerose sind eigentlich auf chronisch-entzündliche Prozesse in der Gefäßwand zurückzuführen.

Aus diesem Grund beschäftigte sich eine In-vitro- und In-vivo-Studie aus dem Jahr 2020 damit, ob und wie Nattokinase Einfluss auf diese entzündlichen Prozesse und den erhöhten oxidativen Stress nehmen kann³. Sie ergab, dass das Enzym LPS-induzierte Entzündungsprozesse inhibieren und damit die Überaktivierung von Makrophagen regulieren kann. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass Nattokinase zumindest in-vitro sowie in-vivo bei Mäusen oxidativen Stress reduzieren konnte und antiinflammatorische Effekte aufwies.

Wie dieser Effekt auf Menschen übertragbar ist, wird sich noch zeigen – immerhin wurde das Enzym erst 1987 entdeckt. Die Forschung steckt bei diesem Thema also teilweise noch in den Kinderschuhen.

Zusammenhang von Nattokinase, Gefäßgesundheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wenn wir von Blutgerinnung und chronischen Entzündungen sprechen, ist der Weg nicht weit zum Herz-Kreislauf-System. Wusstest du, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen 2019 für etwa 27% der Todesfälle weltweit verantwortlich waren⁴? In Deutschland lag die Zahl im Jahr 2021 sogar etwas über 33%⁵.

Es ist also wichtig, den Körper im Kampf gegen diese Erkrankungen möglichst nebenwirkungsarm und auch präventiv zu unterstützen, um das Herz-Kreislauf-Risiko zu senken. Wie steht es also um die Evidenz in Bezug auf Nattokinase und Gefäßgesundheit?

Werfen wir mal einen Blick auf das Thema Blutdruck, das mit Herz-Kreislauf-Problemen zusammenhängt. Damit beschäftigen sich auch einige Forschungsgruppen, die mit Studien herausfinden wollen, ob das fibrinolytische Enzym hier einen Einfluss nimmt.

So zeigte eine randomisierte kontrollierte Studie mit doppelter Verblindung und Placebo-Kontrolle von 2008, dass bei Patienten mit unbehandeltem Bluthochdruck oder grenzwertig erhöhtem Blutdruck sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck abnahmen⁶. Grund dafür ist vermutlich zumindest teilweise die Wirkung als ACE-Hemmer⁷. ACE, das Angiotensin-Converting Enzyme, ist ein beliebter Angriffspunkt vieler blutdrucksenkender Medikamente.

Andere Arbeitsgruppen fokussierten sich auf die Effekte auf Blutfettwerte und Atherosklerose. Eine große klinische Studie mit 1.062 Teilnehmern⁸ zeigte beispielsweise, dass bei zwölfmonatiger Einnahme von 10.800 FU Nattokinase sowohl das LDL-Cholesterin als auch die Triglyceride signifikant abnahmen, während das "gute" HDL-Cholesterin zunahm. Außerdem wurde bei 683 Patienten mittels Ultraschalluntersuchung auf eine Verbesserung atherosklerotischer Veränderungen der Carotiden (umgangssprachlich Halsschlagader genannt) untersucht. Die Größe bestehender Plaques und die Gefäßdicke nahmen signifikant ab, bei der Größe lag die Verbesserung bei durchschnittlich 66,5% im Vergleich zu vor der Einnahme.

Auch hier scheint Nattokinase also positive Effekte zu haben und damit eine vielversprechende Ergänzung zu einer Therapie zu sein. Natürlich müssen wir weiterhin auf Ergebnisse der Forschung warten, bis sichere Empfehlungen ausgesprochen und Leitlinien vielleicht sogar ergänzt werden können.

Bis dahin können wir uns aber zumindest um zwei weitere Fragen kümmern: In welcher Dosierung nimmt man Nattokinase zu sich und welche Nebenwirkungen gibt es?

Wie nimmt man Nattokinase ein?

Das Enzym Nattokinase steckt in fermentiertem Natto oder kann als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln verzehrt werden. Die Nattokinase-Kapseln enthalten meistens eine Enzymmenge mit einer Enzymaktivität von 2.000 FU. Diese Angabe ist wichtig, weil die Nattokinasemenge nicht direkt mit der Aktivität übereinstimmt. 2 mg Nattokinase weisen nicht unbedingt die gleiche Enzymaktivität auf. Die festgelegte Maximalaktivität, die ein Produkt pro Tagesdosis derzeit enthalten darf, entspricht diesen genannten 2.000 FU.

Wie oben beschreiben, vermutet man eine wirksame Dosis in Studien teilweise erst ab einer höheren Aktivität von beispielsweise 10.000 FU. Diese Dosis wird derzeit aber noch nicht empfohlen – besonders nicht ohne ärztliche Absprache. Denn zur Sicherheit sind obere Grenzen, besonders in der EU, meist recht niedrig gehalten – um Risiken und Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden. Apropos, welche Nebenwirkungen hat die Nattokinase denn?

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen bei der Einnahme von Nattokinase?

Generell gilt Nattokinase als nebenwirkungsarm. Jedoch ist besonders bei gleichzeitiger Einnahme von Blutverdünnern Vorsicht geboten, da sich die Wirkung potenzieren könnte. Es gilt deshalb: Nattokinase und Blutverdünner sollten nur mit vorheriger Absprache und Überwachung durch einen Arzt gemeinsam eingenommen werden.

Nattokinase alleine hingegen zeigt sich als sicher, wie eine toxikologische Studie von 2016 zeigte⁹. Bei gesunden Menschen war die tolerierte Dosis deutlich höher als die derzeit empfohlene Dosis.

Fazit zur Nattokinase: Eine vielversprechende Zukunft

Fassen wir alle bisherigen Ergebnisse zusammen, ist klar, dass Nattokinase eine vielversprechende Zukunft hat und möglicherweise in der Therapiebegleitung sinnvoll ist. Da die Erforschung des Enzyms in manchen Gebieten noch am Anfang steht, wird es noch etwas dauern, bis Nattokinase im Praxisalltag angekommen ist.

Eine Überlegung ist die Supplementierung durch Nattokinase-Produkte jedoch auf jeden Fall wert – oder?

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Dieser Artikel beruht auf sorgfältig recherchierten Quellen:

Literaturverzeichnis
  1. Peng, Y., Yang, X. & Zhang, Y. (2005). Microbial fibrinolytic enzymes: an overview of source, production, properties, and thrombolytic activity in vivo. Appl Microbiol Biotechnol, 69, 126–132
  2. Kurosawa, Y., Nirengi, S., Homma, T. et al. (2015). A single-dose of oral nattokinase potentiates thrombolysis and anti-coagulation profiles. Sci Rep, 5, 11601
  3. Wu, H., Wang, Y., Zhang, Y., Xu, F., Chen, J., Duan, L., Zhang, T., Wang, J., & Zhang, F. (2020). Breaking the vicious loop between inflammation, oxidative stress and coagulation, a novel anti-thrombus insight of nattokinase by inhibiting LPS-induced inflammation and oxidative stress. Redox biology, 32, 101500
  4. The top 10 causes of death. (2020). Who.int. Abgerufen 25. August 2023
  5. Todesursachen (2023). Statistisches Bundesamt. Abgerufen 5. September 2023
  6. Kim, J., Gum, S., Paik, J. et al. (2008). Effects of Nattokinase on Blood Pressure: A Randomized, Controlled Trial. Hypertens Res, 31, 1583–1588
  7. Okamoto, A., Hanagata, H., Kawamura, Y. et al. (1995). Anti-hypertensive substances in fermented soybean, natto. Plant Food Hum Nutr, 47, 39–47
  8. Chen, H., Chen, J., Zhang, F., Li, Y., Wang, R., Zheng, Q., Zhang, X., Zeng, J., Xu, F., & Lin, Y. (2022). Effective management of atherosclerosis progress and hyperlipidemia with nattokinase: A clinical study with 1,062 participants. Frontiers in cardiovascular medicine, 9, 964977
  9. Lampe, B. J., English, J. C. (2016). Toxicological assessment of nattokinase derived from Bacillus subtilis var. natto. Food and chemical toxicology : an international journal published for the British Industrial Biological Research Association, 88, 87–99