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Was tun bei Histaminintoleranz?
Eine Expertin gibt Rat

Hast du nach dem Verzehr mancher Nahrungsmittel Probleme mit der Haut oder verträgst seit Covid bestimmte Lebensmittel nicht mehr so gut wie vorher? Vielleicht ist eine Histaminintoleranz der Grund dafür. Wir haben bei der Hormon- & Darmexpertin Olivia Hirschberg nachgefragt - erfahre im Interview, was Histamin ist und warum manche Menschen "allergisch" darauf reagieren

Themen dieses Blogartikels:

Inhaltsverzeichnis

Dieser Blogartikel ist ein Experten-Interview

Experteninterview mit Olivia Hirschberg

Olivia Hirschberg ist Expertin auf dem Gebiet der Hormone. In unserem Interview erklärt sie, was Histamin ist und wie eine Histaminintoleranz entsteht. Außerdem verrät unsere Hormonexpertin wie Betroffene ihr Leben trotz Histaminintoleranz ohne Einschränkungen genießen können.

Was ist Histamin und was bewirkt es?

Histamin ist ein Stoff, der in verschiedenen Lebensmitteln, aber auch im menschlichen Organismus vorkommt. Als Gewebshormon und als Neurotransmitter ist Histamin vor allem in Schleimhäuten zu finden, zum Beispiel in der Lunge, im Gehirn, im Magen-Darm-Trakt, in der Prostata, der Vagina oder der Blase. Das Hormon erfüllt verschiedene Funktionen, unter anderem folgende:

  • Es reguliert die Produktion von Magensäure und regt die Verdauung an
  • Als Botenstoff ist es an verschiedenen Prozessen wie der Immunabwehr oder dem Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt
  • Histamin erweitert die Blutgefäße und sorgt lokal für eine erhöhte Blutzufuhr

Wie entsteht Histamin im Körper ?

Körpereigenes Histamin entsteht aus der Aminosäure Histidin, zum Beispiel als Reaktion auf eine Entzündung oder um verschiedene Prozesse im Organismus zu starten. Bei Schnupfen, Husten oder einer Allergie wird der Stoff vermehrt produziert und ausgeschüttet.

Beispiel: Bei Heuschnupfen schütten die Mastzellen des Immunsystems Botenstoffe wie Histamin aus und reagieren damit auf die in den Körper eindringenden Allergene.

Wird der Stoff nicht mehr benötigt, sorgen Enzyme wie die Diaminooxidase (DAO) in Darm, Gewebe und Blut, oder die Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) in Leber, Bronchialschleimhaut und zentralem Nervensystem dafür, dass er abgebaut wird.

„Histamin ist unser Freund, der mit uns gegen Erreger kämpft“, sagt Olivia Hirschberg, Heilpraktikerin aus München. Sie verhilft ihren Patienten zu mehr Balance im Hormonsystem. Mit Histamin kennt sie sich bestens aus und weiß, dass es rund um das Gewebshormon und vor allem Histaminintoleranz viele Irrtümer gibt.

Was ist eine Histaminintoleranz?

Die Histaminintoleranz, auch HIT genannt, ist eine Stoffwechselstörung, bei der die Enzyme, die am Abbau von Histamin beteiligt sind, nicht richtig funktionieren. Dadurch entsteht ein Histaminüberschuss, der verschiedene Beschwerden auslöst, die dich im Alltag beeinträchtigen können.

So äußert sich eine Histaminintoleranz

Typische Beschwerden bei dem Krankheitsbild sind zum Beispiel:¹

  • Hautausschläge und Hautrötungen
  • Quaddelbildung
  • Juckreiz
  • Bauchschmerzen
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Kopfschmerzen
  • Atemnot
  • Kreislaufprobleme
  • Blähungen
  • Verstopfungen
  • Unruhe
  • Herzrasen

Weitere Symptome können Migräne, Hirnnebel und depressive Verstimmungen sein, also ein gedimmtes Gefühl, das Patienten oft als Watte im Kopf beschreiben. Frauen mit Histaminintoleranz leiden oft an Regelschmerzen oder Endometriose

Welche Ursachen kommen für Histaminintoleranz infrage?

Bei der Frage, was eine übermäßige Reaktion auf Histamin auslöst, spielen die Ursachen eine große Rolle: „Man muss hier differenzieren, ob die Ursache genetisch ist, weil die Enzyme DAO und HNMT fehlen, oder ob im schlechtesten Fall eine Mastzellaktivierung vorliegt. Bei dieser Erkrankung hört das Immunstem nicht mehr auf, Histamin auszuschütten“, sagt Olivia.

Als dritte Ursache kommen erworbene Histaminprobleme infrage, die zum Beispiel im Rahmen einer veganen Ernährung entstehen. Dabei essen wir oft Dinge, die für unsere Genetik ungeeignet sind. Die Hormonexpertin erklärt: „Aufgrund unserer Genetik haben wir Europäer keine hohe Toleranz für histaminhaltige Lebensmittel. Gleichzeitig setzen wir oft auf falsche Ernährungsansätze und verzehren zum Beispiel Lebensmittel wie Soja, Avocado oder Kichererbsen, die über den halben Globus fliegen, weil sie bei uns nicht wachsen. Das ist einer der Gründe, warum die Histaminintoleranzen immer weiter zunehmen.“²

Die Rolle der DAO

Eine funktionierende DAO ist Voraussetzung dafür, dass Histamin zuverlässig reguliert wird. Da die Bildung des Enzyms im Darm stattfindet, sind die Hauptursachen für Histaminprobleme oft dort zu finden. Folgende Faktoren können die Arbeit deiner Diaminooxidase stören:

  • Stress
  • Massive Hormonschwankungen
  • Allergien
  • Autoimmunerkrankungen
  • Leaky Gut
  • Medikamenteneinnahme

Ein Teil der heutigen Auslöser für Histaminintoleranz sind Umweltfaktoren wie Stress oder falsche Ernährung. So kann zum Beispiel ein Nährstoffmangel die Histaminintoleranz begünstigen, da die Diaminooxidase von gewissen Mineral- und Nährstoffen gebildet wird.

Corona als Auslöser?

„Seit der Corona-Pandemie kann es, unabhängig davon, ob man geimpft oder genesen ist, zu einer starken Aktivierung der Mastzellen kommen. Dies führt dazu, dass das körpereigene Immunsystem vermehrt Histamin ausschüttet, was bei einigen Patienten zu anhaltenden Beschwerden führt“, sagt Olivia.³

Ein Problem bei COVID-19 besteht darin, dass das Spike-Protein des Virus das Immunsystem beeinflussen kann. Der Körper produziert für einen bestimmten Zeitraum Spike-Proteine, um eine Immunantwort zu erzeugen. Diese Immunreaktion kann zu einer vermehrten Histaminausschüttung führen, um mögliche Schäden zu begrenzen und die Spike-Proteine zu eliminieren. In solchen Fällen sind Lebensmittel nicht das Hauptproblem, sondern verstärken lediglich die Symptome. Es ist deshalb bei Symptomen immer wichtig, das Immunsystem genauer zu betrachten.

Wie findest du heraus, ob deine Mengen an Histamin zu hoch sind?

„Wenn Symptome vorhanden sind und ein Verdacht auf Histaminprobleme besteht, macht auf jeden Fall ein Labortest Sinn“, sagt Olivia und ergänzt: „Die Diagnose Histaminintoleranz kann man nur aus mehreren Puzzlestücken zusammensetzen und dafür sind mehrere Tests nötig. Ich mache deshalb das volle Programm, wenn ich mit meinen Patienten Histamin checke. Für 130 bis 150 Euro können wir alle körpereigenen Immunmarker messen, um das Problem besser einzugrenzen.“

Olivia empfiehlt grundsätzlich, sich nicht nur auf Histamin- und DAO-Werte zu verlassen, da diese selbst bei einer Intoleranz unauffällig sein können. Wichtig ist, eine differenzierte Messung aus nüchternem Blut und Urin und einen Stuhltest zu machen. Außerdem sollten die Mastzellen untersucht werden. Auch eine Analyse des Darmmikrobioms empfiehlt sich, um Erkrankungen wie Leaky Gut oder eine Dünndarmfehlbesiedlung auszuschließen.

So kannst du Histaminprobleme in den Griff bekommen

Hast du deinen Verdacht auf Histaminintoleranz bestätigen lassen und weißt, was deine Beschwerden auslöst? Dann gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten, die du am besten in Absprache mit Expertinnen wie Olivia probierst. Die folgenden drei Tipps lassen sich im Alltag gut umsetzen und können helfen, Unverträglichkeitsreaktionen einzudämmen.

Wichtig: Bei besonders starken Symptomen in Verbindung mit Allergien ist in Akutphasen die Einnahme von Medikamenten wie Antihistaminika sinnvoll. Sprich mit deinem Arzt darüber.

Tipp 1: Darmgesundheit fördern und Hormonsystem stärken

„Wir brauchen einen intakten Darm und ein intaktes Hormonsystem. Das sind die wichtigsten Säulen des Immunsystems“, betont Hormonexpertin Olivia. Du kannst beides stabilisieren, indem du zum Beispiel auf Cortisol und Melatonin achtest. Das heißt konkret: Stress vermeiden und auf die Schlafhygiene achten (siehe auch Tipp 3). Das sind die einfachsten Mittel, um die körpereigene Ausschüttung von Histamin einzudämmen.

Diese Stoffe sind wichtig

Wenn du die Mastzellen stabilisieren möchtest, sind dafür unter anderem Vitamin C, Zink, Querectin und Weihrauch geeignet.

Um die Diaminooxidase zu stärken, solltest du darauf achten, Co-Faktoren zu dir zu nehmen. Das sind zum Beispiel:

  • Vitamin C
  • Zink
  • Vitamin B6
  • Kupfer

Probiotika gelten als wichtige Helfer für die Darmflora. Allerdings solltest du darauf achten, dass die Produkte, die du verwendest, nicht histaminbildend sind.

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Tipp 2: Ernährung überdenken

„Es ist wichtig, zu verstehen, dass wir genetisch anders gestrickt sind als zum Beispiel die Menschen in Asien, deren Stoffwechsel und Darmmikrobiom sich von unserem unterscheidet. Deshalb haben Europäer oft eine geringe Histamin-Toleranzgrenze“, erklärt Olivia.

Viele ihrer Patienten sind überrascht, dass nicht nur Nahrungsmittel mit hohem Histamingehalt⁴ wie Käse, Wein oder zu viel Salz Probleme verursachen, sondern auch vermeintlich gesunde Nahrungsmittel.

Denn auch wenn Kichererbsen, Hülsenfrüchte, Tofu, Ananas oder Papaya lecker aussehen und viele Nährstoffe enthalten, sind sie für das Darmmikrobiom von Menschen in Europa nicht geeignet. „Hin und wieder ein Kichererbsensalat oder Tofu sind in Ordnung, sollten aber nicht die Hauptbestandteile der Ernährung sein,“ empfiehlt Olivia.

Kann ich trotz Histaminintoleranz vegan essen?

Wer eine Histaminunverträglichkeit hat und sich vegan ernähren möchte, sollte zumindest bei Nüssen und Hülsenfrüchten zurückhaltend sein oder auf Mandeln oder Pistazien zurückgreifen. Vitamin C muss nicht immer aus tropischen Früchten stammen. Als Lieferanten sind auch heimische Kohlsorten geeignet.

Für eine ausreichende Proteinversorgung rät Olivia Betroffenen dazu, die Ernährung mit hochfrequenten Aminosäuren wie isolierten Aminosäuren zu ergänzen. Proteinshakes auf Basis von Molkenprotein oder Erbsenprotein sind dagegen ungeeignet.

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Um herauszufinden, welche Nahrungsmittel du gut verträgst und was bei dir eine Unverträglichkeitsreaktion auslöst, kannst du ein Ernährungstagebuch führen.

Tipp 3: Stress reduzieren

Es ist aus Olivias Sicht ganz wichtig, entspannter zu werden. Denn Stress ist ein großer Träger von Histamin. Versuche, mehr Pausen und Entspannungsübungen in den Alltag einzubauen, Ausgleich durch Bewegung zu schaffen, und deinen Schlaf zu optimieren.

Manchen Menschen hilft es, Auszeiten bewusst einzuplanen oder Rituale zum Entspannen in ihre Routinen zu integrieren. Finde heraus, was dir guttut und schalte öfter mal ab. Dein Histaminlevel wird es dir danken.

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Dieser Artikel beruht auf sorgfältig recherchierten Quellen:

Quellen & Literaturverzeichnis