Themen dieses Blogartikels:
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Gluten?
- Die Gretchenfrage: Wie spricht man Gluten richtig aus?
- Was ist der Unterschied zwischen Glutenunverträglichkeit und Zöliakie?
- Was ist eine Weizenallergie?
- Symptome: Wie äußern sich Glutenunverträglichkeit und Zöliakie?
- Wie gefährlich ist Glutenintoleranz?
- Wie stellt man eine Glutenunverträglichkeit fest?
- Was löst Glutenunverträglichkeit und Zöliakie aus?
- In welchem Alter tritt Glutenunverträglichkeit auf?
- Kann eine Glutenunverträglichkeit wieder weggehen?
- Ernährungstipps bei Unverträglichkeit: So vermeidest du Symptome
- Was darf man bei einer Glutenunverträglichkeit nicht essen?
- Glutenfreie Ernährung: Diese Lebensmittel passen dazu
- 3 Apps für Menschen mit Glutenintoleranz oder Zöliakie
- Quellenangaben & Literaturverzeichnis
Was ist Gluten?
Gluten ist ein Proteinkomplex, der in vielen Getreidesorten vorkommt, zum Beispiel in Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel und in bestimmten Haferprodukten. Mit seinen wasserbindenden und klebenden Eigenschaften sorgt Gluten unter anderem dafür, dass gemahlenes Getreide in Verbindung mit Wasser eine elastische Teigmasse bildet, die weiterverarbeitet werden kann. Deshalb spricht man auch von „Klebereiweiß“.
Da Getreide Bestandteil verschiedener Backwaren ist, kommt Gluten in zahlreichen Lebensmitteln wie Brot, Pizza und Pasta vor. Die meisten Menschen vertragen glutenhaltige Lebensmittel problemlos. Bei anderen löst aber bereits der Verzehr einer Scheibe Brot Verdauungsbeschwerden aus. Ist das bei dir auch der Fall? Dann hast du vielleicht eine Glutenunverträglichkeit.
Die Gretchenfrage: Wie spricht man Gluten richtig aus?
Wird das E in Gluten kurz oder lang gesprochen? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Der Duden gibt die E-betonte Variante als erstes an, erlaubt aber auch die andere Form.
Warum gibt es zwei Möglichkeiten? Die einen orientieren sich an der Aussprache chemischer Verbindungen, wie Propen oder Polypropylen, bei denen das E betont wird. Die anderen blicken eher auf die Wortherkunft: Gluten kommt aus dem Lateinischen, wo das E eher kurz wie im Wort Nomen gesprochen wird. Übersetzt heißt Gluten übrigens Leim.
Was ist der Unterschied zwischen Glutenunverträglichkeit und Zöliakie?
Glutenunverträglichkeit ist nicht das gleiche Zöliakie, obwohl sie synonym verwendet werden. Alle Menschen mit Zöliakie leiden an einer Unverträglichkeit, doch wer Gluten nicht verträgt, hat nicht automatisch Zöliakie.
Das unterscheidet die beiden:
- Zöliakie ist eine chronische Erkrankung: Der Verzehr von Gluten löst bei Betroffenen eine autoimmune Reaktion aus. Der Körper sieht das Gluten fälschlich als Bedrohung an und bildet Antikörper, die allerdings nicht das Gluten angreifen, sondern das eigene Gewebe in der Dünndarmschleimhaut schädigen.
- Bei Glutenunverträglichkeit (auch Glutensensitivität, Glutenintoleranz oder Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität, NCGS) bildet der Körper zwar Antikörper. Diese stürzen sich jedoch nicht auf körpereigenes Gewebe in der Dünndarmschleimhaut, sondern auf das Gluten. Trotzdem können Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall auftreten.
Du willst mehr über deinen Darm und seine Funktionen erfahren? Im MITOcare Blog findest du Tipps für deine Darmgesundheit.
Was ist eine Weizenallergie?
Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es neben Zöliakie und Glutenintoleranz noch die Weizenallergie. Das Prinzip ist das gleiche wie bei der Glutensensitivität: Der Körper stuft im Weizen enthaltene Stoffe als Fremdkörper ein und reagiert allergisch darauf.
Symptome: Wie äußern sich Glutenunverträglichkeit und Zöliakie?
Wer Gluten nicht verträgt, leidet häufig an Magen-Darm-Beschwerden. Daneben gibt es weitere Anzeichen, die nicht direkt mit dem Dünndarm zusammenhängen. Zu den Symptomen1 gehören zum Beispiel
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Blähungen
- Verstopfung
- Kopfschmerzen
- Taubheitsgefühl in den Händen oder Füßen
- Müdigkeit
- Muskelkrämpfe
- Hautausschlag
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
Die Symptome einer chronischen Zöliakie ähneln denen einer Glutenintoleranz. Außerdem hat man festgestellt, dass Betroffene von Dermatitis herpetiformis Duhring (DHD), einer Erkrankung der Haut, in der Regel auch an Zöliakie erkrankt sind. Die Hauterkrankung könnte also ein Symptom sein.
Kinder und Jugendliche leiden im Zusammenhang mit Zöliakie oft an Symptomen wie Verstimmungen, verminderter Aufmerksamkeit, Wachstumsstörungen oder einer verspätete Pubertätsentwicklung.
Besonders verheerend für Zöliakie-Betroffene: Die Autoimmunreaktion des Körpers greift die Dünndarmschleimhaut an und löst eine Entzündung aus. Langfristig schädigt diese Entzündung die in der Schleimhaut befindlichen Darmzotten, die für die Nährstoffaufnahme verantwortlich sind. Funktionieren sie nicht richtig, führt das zu Nährstoffmangel. Deshalb sind auch Mangelerscheinungen wie Eisen- und Zinkmangel Symptome von Zöliakie.
Mehr zum Thema Eisenmangel liest du in unserem Gesundheits-Blog.
Wie gefährlich ist Glutenintoleranz?
Wenn du das Gluten in bestimmten Getreidesorten nicht verträgst, werden dir Symptome wie ein Blähbauch, Durchfall, Kopfschmerzen oder Müdigkeit signalisieren, dass dein Körper lieber darauf verzichten würde. Diesen Stress solltest du ihm ersparen.
Was hilft gegen Blähbauch? Wir haben 6 hilfreiche Tipps für dich.
Hast du Zöliakie, ist es noch wichtiger, Getreide und andere Glutenträger von deinem Dünndarm fern zu halten. Denn die durch die Autoimmunerkrankung ausgelöste Reaktion auf Gluten schädigt auf Dauer deine Darmschleimhaut und beeinträchtigt die Versorgung mit Nährstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen.
Wie stellt man eine Glutenunverträglichkeit fest?
Ob eine Zöliakie vorliegt, kann ein Arzt mit verschiedenen Tests feststellen. Für eine Diagnose wird das Blut auf bestimmte Antikörper untersucht, die auf eine Zöliakie-Erkrankung hinweisen können. Für eine sichere Diagnose ist zusätzlich eine Gewebeprobe des Dünndarms erforderlich. Ist das Ergebnis negativ und eine Weizenallergie ausgeschlossen, handelt es sich eher um eine Glutensensitivität.
Was löst Glutenunverträglichkeit und Zöliakie aus?
Um Glutenintoleranz zu entwickeln, reicht es schon, wenn du als Kind Gluten zu dir genommen hast. Warum einige Menschen eine Unverträglichkeit entwickeln und andere nicht, ist allerdings bislang nicht geklärt.
Bei der Autoimmunerkrankung Zöliakie spielen genetische Merkmale eine Rolle. Hat jemand in deiner Familie Zöliakie, dann kann es sein, dass du auch betroffen bist. Infektionen in der Kindheit, das Immunsystem und Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1 können Zöliakie genauso begünstigen wie die Ernährung und Umweltfaktoren.
In welchem Alter tritt Glutenunverträglichkeit auf?
Zöliakie kann in jedem Alter auftreten. Häufig entsteht sie im Kindesalter zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr. 2 Allerdings wird sie oft erst später diagnostiziert. In Italien bleiben zum Beispiel rund 60 Prozent der Zöliakie-Fälle bei Kindern unentdeckt.3
Laut der Deutschen Zöliakie Gesellschaft (DZG) erhalten viele Erwachsene im Alter von 30 bis 40 Jahren eine Diagnose, manche sogar erst mit über 60. Denn Symptome wie Eisenmangel oder Blähungen können verschiedene andere Ursachen haben, die zunächst näherliegend erscheinen können.4
Kann eine Glutenunverträglichkeit wieder weggehen?
Zöliakie und Glutenunverträglichkeit sind nicht heilbar. Es ist allerdings möglich, durch eine Umstellung auf glutenfreie Ernährung ein Leben ohne Beschwerden zu führen. Manche Menschen mit einer diagnostizierten Zöliakie stellen fest, dass sie im Laufe der Zeit Gluten verzehren können, ohne Symptome zu zeigen. Da die Symptome allerdings komplex sind und das Gluten dennoch Schaden anrichten kann, sollte die Ernährung nicht ohne ärztliche Beratung umgestellt werden
Ernährungstipps bei Unverträglichkeit: So vermeidest du Symptome
Wer mit Zöliakie lebt, muss sich zwangsläufig intensiv mit der Zutatenliste von Nahrungsmitteln beschäftigen und viele Backwaren meiden. Zum Glück bieten immer mehr Supermärkte und Drogerien glutenfreie Produkte, die als solche gut erkennbar sind: Sie sind mit einer durchgestrichenen Ähre gekennzeichnet.
Produkte, die Gluten oder Spuren davon enthalten, sind ebenfalls erkennbar. Das gilt übrigens auch für Kosmetik- und Hygieneprodukte. Ausgenommen von der Kennzeichnung sind Lebensmittel, die von Natur aus glutenfrei sind, wie Käse.
Neben den Lebensmittelherstellern versuchen auch viele Restaurants heute, noch besser auf die Bedürfnisse von Betroffenen mit Glutensensitivität oder Zöliakie einzugehen. Eine Herausforderung ist in diesen, aber auch im privaten Bereich das Kontaminationsrisiko: Eigentlich glutenfreie Nahrungsmittel können durch den Kontakt mit glutenhaltigen Lebensmitteln ebenfalls Spuren von Gluten enthalten.
Medikamente kannst du ohne Bedenken einnehmen. Wenn du mehrere Präparate über längere Zeit einnimmst, solltest du jedoch auch hier auf die Zusammensetzung achten. Falls du aufgrund von Zöliakie an Mangelerscheinungen leidest, kläre mit deinem Arzt, ob du fehlende Vitamine und Spurenelemente mit Präparaten ergänzen kannst.
Was darf man bei einer Glutenunverträglichkeit nicht essen?
Verzichten solltest du bei einer Zöliakie vor allem auf Produkte, in denen Getreidearten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Grünkern, Hafer, Einkorn oder Emmer verarbeitet sind. Darin ist relativ sicher Gluten enthalten.
Brot, Brötchen, Kuchen, Nudeln, Gnocchi, Pizza und panierte Lebensmittel sind damit genauso tabu wie Bier und Malzbier, selbst wenn sie nur geringe Mengen Gluten haben. Aber auch viele Fertigprodukte enthalten Gluten, vor allem, wenn Weizenstärke auf der Zutatenliste steht.
Wichtig: Eine strikte Glutendiät ist in der Regel nur für Menschen mit der Diagnose Zöliakie sinnvoll, da bereits geringe Mengen Gluten zu einer Schädigung der Darmschleimhaut beitragen können. Wenn du Bauchschmerzen und Darmbeschwerden im Zusammenhang mit der Ernährung hast, solltest du ihnen gemeinsam mit einem Arzt auf den Grund gehen und dann entscheiden, ob du besser glutenreduziert oder glutenfrei isst. Selbstdiagnosen sind nicht zielführend.
Glutenfreie Ernährung: Diese Lebensmittel passen dazu
Wer auf das Klebereiweiß Gluten verzichten muss, kann auf glutenfreie Getreidesorten ausweichen. Dazu gehören zum Beispiel Amarant, Buchweizen, Guakernmehl und Johannisbrotkernmehl. Hirse, Mais und Hafer sind erlaubt, wenn sie nicht kontaminiert sind.
Chiasamen, Hülsenfrüchte, Kartoffelmehl und Kartoffelstärke, Kastanie, Kichererbsen, Maniok, Nussmehle, Quinoa, Soja, Tapioka und Traubenkernmehl passen ebenfalls in einen glutenfreien Speiseplan.
Zu einer glutenfreien Ernährung passen außerdem unverarbeitete Obst- und Gemüsesorten, viele Käsesorten, unpanierte und nicht vorgewürzte Fleisch- und Fischstücke, reine Pflanzenöle oder Fruchtsäfte ohne Zusätze.
3 Apps für Menschen mit Glutenintoleranz oder Zöliakie
Eine glutenfreie Lebensweise bedeutet für Betroffene eine Umstellung im Alltag. Gluten sollte am besten aus der Küche verbannt werden. Das heißt nicht, dass du mit einer Unverträglichkeit oder einer Zöliakie auf Genuss und Spaß am Essen verzichten musst. Es gibt heute verschiedene Apps, die dich dabei unterstützen.
- Die App CodeCheck ist dein treuer Begleiter beim Einkauf im Supermarkt. Einfach Barcode scannen und Inhaltsstoffe checken.
- Die DZG bietet ihren Mitgliedern eine App, die auf dem Smartphone über glutenfreie Produkte und rund um das Thema Zöliakie informiert. Du findest die App im Google Play Store und im App Store von Apple.
- Mit der App Find Me Gluten Free findest du heraus, welche Restaurants in deiner Nähe eine glutenfreie Speisekarte anbieten und was andere Betroffene zu der Auswahl und den Speisen sagen.
Wichtig: Apps sind kleine Helfer, die den Alltag und die Ernährung Betroffener erleichtern. Sie ersetzen allerdings nicht den bewussten Blick auf Zutaten und Inhaltsstoffe. Verlass dich also nicht ausschließlich darauf, was die App dir sagt.
Dieser Artikel beruht auf sorgfältig recherchierten Quellen:
Quellen & Literaturverzeichnis
Quellen
- https://www.dzg-online.de/was-ist-zoeliakie
- https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/zoeliakie/ursachen-risikofaktoren/
- https://www.daab.de/ernaehrung/darm-im-fokus/darmerkrankungen/zoeliakie
- https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-unvertraeglichkeit/gluten-unter-verdacht
Literaturverzeichnis
- Vavricka, S. (2013). Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität - Hintergründe und Therapieoptionen. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin, 3(13), 32-34
- Felber, J., Bläker, H., Fischbach, W., Koletzko, S., Martin Laaß, M., Lachmann, N., Lorenz, P., Lynen, P., Reese, I., Scherf, K., Schuppan, D., Schumann, M., (2021). Aktualisierte S2k-Leitlinie Zöliakie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), AWMF-Registernummer: 021-021
- Lionetti, E., Pjetraj, D., Gatti, S., Testa, A., Trovato, C. M., Catassi, C. (2023). Prevalence and detection rate of celiac disease in Italy: Results of a SIGENP multicenter screening in school-age children. Digestive and Liver Disease, 55(5), 608-613
- Laass, M. W., Schmitz, R., Uhlig, H. H., Zimmer, K., Thamm, M., Koletzko, S. (2015). Zöliakieprävalenz bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland - Ergebnisse der KiGGS-Studie. Deutsches Ärzteblatt International, 2015; 112, 553-60